Sprache ist eine der Grundlagen gesellschaftlicher Teilhabe. Wer in der Lage ist, sich mit seinen Mitmenschen problemlos zu unterhalten, kann auch ein aktiver Teil des gemeinschaftlichen Zusammenlebens sein. Daher ist es von grundsätzlicher Bedeutung, dass Menschen mit sprachlichen Defiziten unterstützt und gefördert werden. Und das gilt erst recht für die Kleinsten in unserer Gesellschaft.
Umso folgenschwerer sind die Pläne der Ampel-Regierung in Berlin die bundesweite Förderung der sogenannten Sprach-Kitas Ende des Jahres zu stoppen. In bundesweit über 6.500 Sprach-Kitas werden Kinder mit sprachlichen Defiziten von gesondert geschulten Fachkräften dezidiert unterstützt und dabei begleitet, die deutsche Sprache im Alltag sicher anwenden zu können. Das erleichtert die soziale Teilhabe enorm und legt essenzielle Grundsteine für den schulischen Werdegang und die persönliche Entwicklung. Ein Konzept, welches nicht nur gut klingt, sondern vielfach auch von Verbänden, Pädagogen und Beteiligten gelobt und in der Wirksamkeit bestätigt wurde.
Nun soll das auslaufende Förderprogramm nicht verlängert werden. Dabei steht nicht nur die unheimlich wichtige sprachliche Förderung der Kita-Kinder auf dem Spiel, sondern auch die 7000 Arbeitsplätze der speziell geschulten Fachkräfte. Ein Umstand der vor allem mit Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen, unter anderem Lernrückstände durch die Pandemie, viele neue Flüchtlingskinder und akuter Personalmangel, zur absoluten Unzeit kommt.
Es braucht dringend ein Signal aus Berlin, damit Länder, Einrichtungen und Fachkräfte nicht weiter im Unklaren gelassen werden und Planungssicherheit haben. Dazu gehört ein langfristiger Finanzierungsplan, mindestens aber eine Übergangsfrist, damit sich die Länder darauf einstellen können und in der Lage sind, die Fachkräfte zu halten. Denn sind diese erstmal weg, hilft auch eine spätere Wiederaufnahme der Förderung wenig.
Eine generelle Abwälzung der finanziellen Verantwortung auf die Länder ist dabei eine faule Lösung. Nicht nur, weil die Länder durch die aktuellen Krisen kaum finanziellen Spielraum haben, sondern auch, weil durch den Förderstopp die Sprach-Kitas in der jetzigen Form aufhören könnten zu existieren und somit Synergieeffekte eines bundesweit erfolgreichen Modells verpuffen.
Wenn man aufgrund klammer Staatskassen Einsparpotenziale sucht, dann sollte die Bildung der Kleinsten mit die letzte Stelle sein, an der gespart wird. Das ist eine Frage der Prioritätensetzung.